
Review: Saal Digital Professional Line Fotobuch
Im November klickte ich eigentlich mehr aus Spass auf Facebook auf einen Link von Saal Digital, mit dem man sich für einen 100 € Gutschein für ihr „Professional Line“ Fotobuch bewerben konnte. Einzige Bedingung – Ihr ahnt es schon – eine aufrichtige Meinung zu diesem Produkt abzugeben. Auch wenn ich nicht damit gerechnet hatte, kam ich in den Genuss des Gutscheins.
Das Projekt
Um das Fotobuch auf Herz und Nieren zu testen, habe ich mich entschlossen einen Prototypen meines Bildbands „Yellowstone & Teton Range – Ein Leben auf dem Supervulkan“ damit zu erstellen. Natürlich ist ein Echtfotobuch nicht das ideale Medium, um Textpassagen wiederzugeben, aber damit auch eine gute Möglichkeit, um die Grenzen der Fertigungstechnologie auszuloten.
Das Buch
Saal Digital bietet verschiedene Möglichkeiten das Buch zu gestalten. So besteht die Möglichkeit Umschlag und Doppelseiten entweder in einem Bildbearbeitungsprogramm bzw. einem DTP-Programm wie Adobe Indesign zu gestalten. Darüber hinaus bietet Saal Digital auch eine Gestaltungssoftware an. Diese hat freilich weniger Möglichkeiten, wie ein DTP-Programm. Grundsätzlich macht die Software einen wirklich guten Eindruck, weshalb ich mich entschlossen habe, ihr eine Chance zu gegeben. So viel schon vorweg: ich habe es nicht bereut.
Das Buch selbst ist mit 112 Seiten etwas umfangreicher geworden, als der Gutschein hergegeben hat, so dass ich noch eine anständige Zuzahlung leisten durfte, was aber durchaus in Ordnung ist. Als Cover habe ich die Option mit dem Acrylglas-Cover und Titan-farbenem Einband in Lederoptik gewählt. Im Inneren sind die einzelnen Seiten als Abzug auf mattem Fotopapier ausgeführt.
Das Cover
Auf das Cover war ich besonders gespannt. So richtig konnte ich mir zunächst nicht vorstellen wie das Acryglas-Cover wirken würde und wie es ausgeführt ist. Im Prinzip ist die Ausführung aber recht einfach: Ein Foto ist auf die Rückseite einer Acrylglasscheibe auflaminiert. Diese wird dann in den vorderen Bereich des Buchrückens geklebt. Auf dem Bild unten ist das Cover von hinten zu sehen. Der weiße Rand im Bild ist die Rückseite des auflaminierten Bildes. Auf der Rückseite des Acrylglas-Covers ist die erste Innenseite aufgeklebt, die bei meinem Fotobuch ein Foto ziert.

Wie man im folgenden Bild sieht, wird dafür das Acrylglas auf der Seite des Buchrückens etwas angefast, damit es gut vom Buchrücken umschlossen wird. Tatsächlich ist dies sehr präzise ausgeführt, so dass kaum ein Übergang zwischen Buchrücken und Acrylglas-Cover vorhanden ist. Jedoch ist das Acrylglas am Rand nicht gefast bzw. abgerundet, so dass das Cover selbst recht kantig ist. Dies merkt man besonders, wenn man vom Buchrücken aus mit dem Finger über die Kante streicht: sofort wird die kleine Spitze, die man oben im Bild gut erkennt, fühlt.

Freilich ist es fraglich, ob eine Faße am Rand des Acrglas wirklich Sinn ergibt. Vermutlich dürfte dadurch je nach Lichteinfall eine unschöne „Lichtkante“ entstehen. Einen Versuch zur Optimierung wäre das in meinen Augen aber sicher Wert. Insgesamt ist dieses Thema aber sicher kein wirklicher Minus-Punkt für dieses Cover.

Die Ecken des Acrylglas-Covers sind hingegen sehr gut abgerundet. Optisch sieht das sehr wertig. Ohne diese Abrundung wäre das Acryglas-Cover freilich kaum zu empfehlen.

Wie man anhand des obigen Bilds sieht (bitte vergrößern) ist das Foto des Acrylglas-Covers kein Fotoabzug! Vielmehr ist es ein Inkjet-Print. Wirklich schlecht ist das nicht, aber bei einem Echtfotobuch hätte ich eigentlich auch hier – am Blickfang des Buchs – ebenfalls einen Fotoabzug erwartet.
Wie man auf dem Foto des Covers noch gut erkennt, erscheint die weiße Schrift etwas gelblich. Nach genauem Anschauen ist das nicht auf „versprengte“ Tintentröpfchen zurückzuführen, sondern vielmehr ein Effekt des Acrylglas-Covers. Es wäre interessant zu sehen, ob bei einem Bild mit anderen Farben dieser Effekt verschwindet bzw. sich in eine anderen „Farbstich“ ändert.
Das Foto ist wirklich perfekt auf das Acrylglas laminiert. Ich konnte auch bei genauer Inspektion keine Lufteinschlüsse erkennen.
Das Innere

Wie oben in der Beschreibung schon geschrieben ist das Innere des Fotobuchs in mattem Fotopapier ausgeführt. Genau genommen sollte man eher von „seidenmatt“ sprechen. Dies führt zu einer sehr wertigen Optik. Da die jeweils folgenden Doppelseiten zusammengeklebt sind, sind die Buchseiten angenehm dick, was die Wertigkeit nochmals unterstreicht. Dies ist aber für Echtfotobücher nicht weiter ungewöhnlich.

In obigem Bild sieht man wie gut die einzelnen Doppelseiten zusammengeklebt werden. Wie bei hochwertigen Bindungen dieser Art wird die Bindung durch eine Gewebelage geschützt und (hoffentlich langfristig) zusammen gehalten. Hier sieht man auch recht gut, die Verklemmung des Buchinneren mit dem Acrylglas-Covers auf der Vorderseite.

Hervorzuheben – aber für Echtfotobücher eigentlich normal – sind die nahtlosen Doppelseiten. Damit ist es eine Freude ein Foto über die gesamte Breite des Buchs zu spannen. Selbst am Falz ist kein Versatz im Bild vorzufinden, wie dies bei der Bindung von gedruckten Fotobüchern leicht entsteht.

Wer bereits ein Fotobuch gestaltet hat, kennt den Überdruck. Also den Bereich außerhalb der späteren Seiten, den man tunlichst noch mit Bild „belegen“ sollte, um nicht ungewollte weiße Randstreifen zu erhalten. Diese sind meist auch unregelmäßig, weil der Überdruck die Toleranz im Verfahrne kaschieren soll. Dieser Überdruck liegt bei etwas 3 mm pro Seite. Daher war es sehr interessant zu sehen, ob die Toleranzen im Prozess gut kontrolliert sind, indem ich auf einigen Seiten vollseitige Bilder bis zu Mitte der Doppelseiten gezogen haben. Wie man oben und schon bei der Detailaufnahme des Bindung sieht, ist das ganz hervorragend umgesetzt: Das vollseitige Bild befindet sich wirklich nur auf der Seite der Doppelseite, wo ich es in der Software aufgespannt hatte und ist nicht leicht auf die andere Seite geschoben!

Viele der Bilder im Prototypen meines Bildbands „Yellowstone & Teton Range – Ein Leben auf dem Supervulkan“ haben schwierig umzusetzende Farben. Hochgesättigte Farben sind ebenso vertreten wie Pastelltöne und Bilder mit starken Tiefen.
Das obige Bild zeigt einen Sonnenaufgang im Grand Teton Nationalpark, der sowohl intensive als auch feine Rosatöne enthält. Mit etlichen Druckverfahren sind diese Farbtöne nur schwer darzustellen. Den Fotoabzügen im Saal Digital Professional Line Fotobuch gelingt die Farbdarstellung aber wirklich sehr gut. Ich muss allerdings anmerken, dass ich die Bilder mit einer Softproof-Funktion in meiner Bildbearbeitung für die Ausbelichtung optimiert habe oder zumindest begutachtet habe.

Aber nicht nur feine Farbabstufungen beherrscht das Fotobuch Professional Line von Saal Digital. Selbst das absolute Schwarz des Panoramas der Teton Bergkette mit Sternenhimmel wird realistisch und wirklich schwarz dargestellt. Andererseits laufen Schatten, die noch Zeichnung haben sollten, sehr lange nicht zu. Dies ist auf einem Foto natürlich nur schwer darzustellen, weshalb ich mir ein selbiges auch spare.
Textdarstellung
Kommen wir zum wirklich schwierigsten Aspekt für Echtfotobücher: Der Darstellung von Text. In der Regel muss man jede Bilddatei für die Belichtung Nachschärfen! Diese „Ausgabeschärfung“ hat nichts mit der Schärfung des Bilds für die Bildschirmdarstellung zu tun. Vielmehr hat die Ausgabeschärfung die Aufgabe Unschärfe, die durch den Produktionsprozess entstehen, auszugleichen.
Leider stellt Saal Digital dies auf seinen Supportseiten vollkommen falsch dar: Support Seite zur Schärfung von Saal Digital.
Natürlich muss jedes Bild für die Ausgabe geschärft werden. Richtig ist aber, dass die Schärfung zum Ausgabeverfahren und dessen Auflösung passen muss.

Kurz gesagt: natürlich habe ich meine Bilder für die Ausbelichtung mit ca. 300 dpi geschärft – alles andere wäre ja auch fahrlässig gewesen.
Warum diese ganze Vorrede, nur wegen der Textdarstellung? Nun bei Text ist das so ein Problem: schwarzer Text auf weißem Hintergrund kann man nicht schärfen. Denn beim Schärfen wir – sehr vereinfacht – an Kontrastreichen Kanten der Kontrast erhöht, in dem man dunkle Bereiche dunkler und die helle Seite der Kante heller macht. Die Ausgabeschärfung übertreibt also idealerweise die Kanten in einem Maße, so das die System-bedingte Unschärfe ausgeglichen wird.
Das ist freilich bei einem schwarz-weiß Übergang nicht mehr möglich. Somit kann man an Text sehr gut sehen wie stark die belichtungsinduzierte Unschärfe ist. Insgesamt gelingt Saal Digital die Darstellung von Text ziemlich gut für einen Fotoabzug. Sicher kann man auf dem Bild dies nicht genau abschätzen, aber meine visuelle Wahrnehmung ist für einen seidenmatten Abzug durchaus im Rahmen des erwarteten gewesen.
Abschließendes Worte:
Das Saal Digital Fotobuch Professional Line setzt sich durch das optionale Acrylglas-Cover etwas von vergleichbaren Echtfotobüchern ab. Insgesamt ist die Verarbeitung absolut top. Ich konnte wirklich nichts finden, was mich gestört hat und kann es auch jedem Profifotografen, der beispielsweise Fotobücher für Hochzeiten anbietet, sehr empfehlen.
Einziges Makel bleibt für mich der Print hinter dem Acrylglas-Cover, der einem zwar erst bei genaustem Blick auffällt, aber irgendetwas muss man ja immer finden…
Eine Kleinigkeit würde mich wie ich oben schon geschrieben habe, aber dennoch interessieren: Könnte man die Kanten des Acrylglas-Covers nicht doch etwas anfaßen bzw. abrunden? Vielleicht wäre das noch eine Optimierungsstufe, die Saal Digital austesten könnte.
Ich bin kein Freund von Sternebewertungenm. Aber wenn ich hier Sterne vergeben müsste, würde ich in Summe fünf von fünf Sterne vergeben.
Nich bewertet habe ich die Geschwindigkeit der Fertigung, weil ich nicht weiß, ob mein Auftrag durch die Eingabe des Gutscheincodes – und die erwartete objektive Bewertung – die Fertigung etwas beschleunigt hat. Fakt ist aber: ich habe das Projekt 15 min vor Ende der Aktion um 23.45 Uhr hochgeladen. Das war am Donnerstag den 26.11.2020. Am Freitag bekam ich bereits die Versandbestätigung mit Anlieferungstermin am Samstag den 28.11.2020. Schnell recht da als Beschreibung für solch ein Projekt eher nicht aus.
Hinweis:
Wie eingangs schon geschrieben habe ich dieses Review auf Einladung von Saal Digital geschrieben. Dazu erhielt ich einen 100 € Gutschein. Das Fotobuchprojekt hat insgesamt etwa 170 € gekostet, so dass ich den Mehrpreis getragen habe. Ich wurde ausschließlich um eine objektive und aufrichtige Bewertung als einzige Gegenleistung gebeten. Ich versichere Euch, dass nach meinem besten Wissen und Gewissen obigen Beschreibung objektiv und aufrichtig ist.